Zahlen und Fakten
Initiator: Neitzel & Cie., Hamburg
Investitionsobjekte: Photovoltaikanlagen (bis 65 %) und Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (bis 35 %) in Deutschland
Steuerliche Einordnung: Einkünfte aus Gewerbebetrieb
Mindestzeichnungssumme: EUR 20.000 zzgl. 5 % Agio
Fondslaufzeit: bis zum 31. 12. 2024 zzgl. Verlängerungsoption bis 31. 12. 2033
Plazierungsfrist: ohne, bis Vollplazierung
Mindestkapital: nein
Emissionskapital: geplant EUR 20 Mio. (bis maximal EUR 40 Mio.) zzgl. 5 % Agio
Gesamtkapital: geplant EUR 57,5 Mio.
Fremdfinanzierung: geplant rund 64 %
Ergebnisverteilung: 6 % p. a. Vorzugsausschüttung für Anleger, steigend auf 8 % (2024), prognostizierter Gesamtrückfluß 163 %
Weichkosten: 18,57 % (bez. auf EK incl. Agio), laufende Kosten 0,4 % p. a. plus weiterer nicht definierter Kosten für Externe
Investitionsquote: 89,36 % (bez. auf GK incl. Agio)
Liquiditätsreserve: EUR 2,2 Mio.
Plazierungsgarantie: nein
Treuhandkommanditistin: St. Annen Treuhand GmbH, Hamburg
Kapitalverwaltungsgesellschaft: nein
Abschlußprüfer: nein
Mittelverwendungskontrolle: PKF Unitesta Revisions- und Treuhandgesellschaft mbH, Oldenburg
Gutachter: Ingenieurpartnerschaft Obst & Ziehmann, Hamburg
Alleinstellungsmerkmale: Zielportefeuille aus Photovoltaikanlagen und BHKWs.
Bewertung: 2+ (Notenskala)
Investmentanalyse vom 19.10.2015
Neitzel & Cie. Zukunftsenergie Deutschland 4
Der vorliegende Fonds investiert in alternative Energieerzeugung. Der Schwerpunkt liegt auf Photovoltaik-, gepaart mit Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Unter dem Strich werden für den Anleger die meiner Meinung nach offensichtlichen technischen Nachteile der Solaranlagen dank der ausgereiften und grundlastfähigen Blockheizkraftwerke abgefedert.
Die Anbieterin
Die Neitzel & Cie.-Gruppe, Hamburg, agiert seit 2007 im Markt geschlossener Fonds. Die ersten beiden Angebote waren Schiffsfonds, die, marktbedingt, ihre Prognosen weit verfehlten. Seit 2009 hat sich Neitzel & Cie. auf Photovoltaikfonds spezialisiert und bis dato 3 Fonds mit einem Gesamtkapital (incl. Fremdkapital) von EUR 150 Mio. emittiert. Der Gründer und Hauptverantwortliche der Gruppe, Bernd Neitzel, kann auf eine langjährige Historie im Hamburger Emissionsgeschäft zurückblicken. Er hat sich über die Jahre als sehr rühriger und findiger Marktteilnehmer erwiesen. Die Spezialisierung auf Photovoltaik hat dem Ruf des Hauses sicherlich in keiner Weise geschadet. An einer testierten Leistungsbilanz für die bisherigen Fonds soll aktuell gearbeitet werden. Sie soll innerhalb der kommenden 4 Wochen vorliegen. Aktuell kann ich nicht beurteilen, wie die bisherigen Solarfonds ihre Prognosen einhalten.
Interessanterweise geht Neitzel & Cie. nicht den heute üblichen AIF-Weg mit offizieller Kapitalverwaltungsgesellschaft und Verwahrstelle, sondern wählt die etablierte Form eines Treuhänders und einer Mittelverwendungskontrolle sowie eines hauseigenen, aber externen Sachwalters. Die Anbieterin tritt damit als operativ tätiges Unternehmen auf. Die Mittelverwendungskontrolle erfolgt nicht nur ex post, sondern umfassend während der Betriebsphase.
Schwächen – Noch keine Leistungsbilanz der bisher aufgelegten Fonds.
Stärken – Erfahrener Anbieter im Bereich Photovoltaikfonds.
Der Markt
Dank des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) sind in Deutschland sichere Einnahmen bei alternativen Energieerzeugungsmodellen möglich. Für Investoren lassen sich die eigenen Kosten für den meiner Meinung nach unnötig überteuerten Strom wieder amortisieren bzw. auf Kosten der Allgemeinheit läßt sich auch ein satter Gewinn erwirtschaften [1].
Grundsätzlich halte ich eine dezentrale Energieversorgung durchaus für charmant. Eine solche kann aber nur erfolgen über grundlastfähige Techniken, die ausgereift und eigentlich nicht auf eine Förderung durch das EEG angewiesen sind. Nur derartige Techniken werden langfristig einen Anspruch auf ein Weiterbestehen haben. In diese Kategorie fallen Blockheizkraftwerke (Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen).
Dank der Förderung des EEG 2014 ist leider davon auszugehen, daß derartige Anlagen nun ebenfalls im Übermaß aus dem Boden gestampft werden, was wieder zum sog. „Kobra-Effekt“ führen dürfte, wie bei den anderen bekannten Techniken [2]. Der Fonds ist aus heutiger Sicht hiervon nicht betroffen, da keinerlei Förderung durch das EEG erfolgen wird.
Betrachtet man als Investor völlig emotionsfrei den Markt der alternativen Energieerzeugung, so ist vor allem die Planung und Erstellung, mithin der erste Schritt der Wertschöpfungskette, derartiger Anlagen besonders renditestark. Laufende Anlagen sind in ihren Parametern gut planbar – bis auf die Einnahmenseite, da sich die Sonneneinwirkung nicht planen läßt. Andererseits genießt der Investor den Vorteil einer bevorzugten Rendite: Der von derartigen Anlagen produzierte Strom muß abgenommen werden, auch falls kein tatsächlicher Bedarf besteht [3]. Grundsätzlich muß der Investor für sich entscheiden, ob er dem EEG-getriebenen Markt noch eine langfristige Chance gibt, da der Fonds auf eine Laufzeit von über 10 Jahren ausgelegt ist. Rückstellungen für einen eventuellen Rückbau werden nicht gebildet, da die Anbieterin in jedem Fall von einer Veräußerung der Anlagen ab 2024 ausgeht.
Schwächen – Zielmarkt ist aus meiner Sicht manipuliert. Massiv steigende Kosten im Rahmen des EEG gefährden zunehmend das Marktumfeld.
Stärken – Planbare Renditen im heutigen genehmigungsrechtlichen Marktumfeld.
Die Investitionsparameter
Die Investitionsvorgaben sind notwendigerweise sehr allgemein gehalten, dank des Blind-Pool-Charakters. Grundsätzlich soll das Fondskapital, massiv gehebelt über eine Fremdfinanzierung, zu einem Großteil in Photovoltaikanlagen im Freiland und Blockheizkraftwerke (BHKWs) fließen. Die ersten Investitionen werden aktuell endverhandelt. Dank der Historie der Anbieterin besteht zweifelsfrei ein Zugang zu deutschen Photovoltaikparks. Für jedes Investment gilt: Die Anlage muß fertiggestellt und angeschlossen sein, es hat ein Bewertungsgutachten vorzuliegen. Zudem muß die externe Betreuung der Anlage ebenfalls „in trockenen Tüchern“ sein.
Neben Solarparks auf Freilandflächen sollen auch Blockheizkraftwerke errichtet werden.
Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWKs) eigenen sich sehr gut für ein diversifiziertes und ertragreiches Portefeuille, das zudem noch eine geringe Einnahmevolatilität und ein überzeugendes Chancen-Risiko-Profil aufweist: KWKs sind grundlastfähig, weisen mit teils über 90 % eine sehr hohe Effizienz auf und sind in der Technik grundsätzlich langjährig erprobt. Auch wenn rund 150 Hersteller um Kunden buhlen, wird sich der Fonds, zumindest anfangs, ausschließlich auf Konzernanbieter mit einer langjährigen Leistungsbilanz, einer vielfach erprobten Technik und einem weltweit funktionierenden Technikernetzwerk verlassen.
Konkret sollen KWK-Anlagen erworben werden, die in größeren Gebäuden (bspw. Krankenhäusern, Gemeindehäusern, Unternehmen, Hotels) Einsatz finden. Für die Nutzer steht der Eigenverbrauch im Vordergrund, damit basieren die Kalkulationen des Fonds für die BHKWs nicht auf Einnahmen aus dem EEG.
Schwächen – Die Einnahmen von Photovoltaikanlagen sind nur eingeschränkt prognostizierbar.
Stärken – Dank fertiggestellter Anlagen fallen zahlreiche Entwicklerrisiken weg. BHKWs erhöhen die Attraktivität des Zielportefeuilles deutlich.
Das Konzept
Das Anlagekapital soll in einen Mix aus Photovoltaikanlagen und BHKWs in Deutschland fließen. Die Anlagen sind in jedem Fall neuwertig, aber bereits am Laufen, ehe sie in das Eigentum der Fondsgesellschaft übergehen. Dank einer umfangreichen technischen Prüfung sollte es keine bösen Überraschungen technikseits geben. Die geplante Fondslaufzeit liegt bei mindestens 10 Jahren, die prognostizierte Rendite fällt mit kumuliert 163 % ordentlich aus. Alleine, Papier ist geduldig, und die Gesamtauswertung ist erst am Laufzeitende möglich. Dank der anteiligen Investition in grundlastfähige Blockheizkraftwerke steigt die Gesamtplanbarkeit spürbar an. Die Anbieterin partizipiert nicht an den laufenden Einnahmen der Einzelinvestments über die laufenden Kosten hinaus. Die Anbieterin ist am Verkaufserlös der Einzelinvestments mit 2 % der Veräußerungssumme beteiligt. Ebenso erhält die Treuhänderin 2 % vom Veräußerungserlös, eine derartige Kostenposition für einen Treuhänder habe ich bis heute noch bei keinem Fonds gesehen.
Die Weichkosten liegen bei hohen 18,57 % (bez. auf EK incl. Agio). Die anfängliche Investitionsquote fällt mit rund 89,36 % (bez. auf GK incl. Agio) vertretbar aus. Die Liquiditätsreserve liegt bei EUR 2,2 Mio.
Unter dem Strich erhält der Anleger ein sauber gerechnetes Angebot in einem, meiner Meinung nach, auf lange Sicht zunehmend schwierig werdenden Marktumfeld. Aktuell sollten die Prognosen erreichbar sein, nicht zuletzt dank der grundlastfähigen, damit planbaren, Blockheizkraftwerke.
Schwächen – Nicht grundlastfähige und technisch nicht ausgereifte Technik stellt den Hauptteil der Zielinvestments dar.
Stärken – Aktuell noch gut planbares Marktumfeld. Beimischung aus BHKWs erhöht die Gesamtanlagesicherheit und die Attraktivität des Portefeuilles deutlich.
Die Zielgruppe
Auch wenn die alternative Energieerzeugung medial gut verkaufbar ist, heißt es dennoch, die Risiken sorgfältig abzuwägen. Der Fonds weist mit seiner EUR 20.000-Mindestbeteiligung ein vergleichsweise hohes Entree auf, was ich für positiv halte. Das Investmentmix erhöht die Gesamtanlagesicherheit. Dennoch scheint mir der Fonds vor allem für erfahrene Anleger gestrickt, die meinen, die Risiken des Zielmarkts langfristig einschätzen zu können.
Summa summarum
halte ich das Angebot „Zukunftsenergie Deutschland 4“ der Neitzel & Cie.-Gruppe, Hamburg, für gut. Das Konzept steht in der Tradition der Vorgängerfonds, mit einer verbesserten Investmentstrategie. Meines Erachtens weist das Marktumfeld ausgeprägte Risiken auf. Die geplanten Gesamtrückflüsse sind ordentlich. Meiner Meinung nach verdient der Fonds eine Bewertung mit „gut“ (2).
#526
[1] Diese und alle weiteren Quellenangaben finden Sie auf www.werteanalysen.de. Geben Sie dazu im Suchfeld #526 ein.