Zahlen und Fakten
Initiator: Astoria Invest AG, Walldorf
Investitionsobjekt: Astoria Private Equity GmbH
Zielinvestments: industrielle internationale Kompostieranlagen (aktuell GB, Kanada und Australien)
Steuerliche Struktur: Einkünfte aus Kapitalgewinn, Abgeltungssteuer
Mindestzeichnungssumme: EUR 15.000 zzgl. 5 % Agio
Laufzeit Schuldverschreibung: befristet bis 31.12.2020
Laufzeit Vermögensanlage: mindestens 3 Jahre ab Einzahlung, jährliche Verlängerung kann durch Anleger beantragt werden
Emissionskapital: EUR 20 Mio. zzgl. 5 % Agio
Realisierungsschwelle: EUR 500.000
Fremdkapital: nein
Verzinsung: 8 % p. a. (auf Einlage ohne Agio) plus gestaffelter Frühzeichnerbonus
Weichkosten: 19,3 % (incl. Agio); 0,45 % p. a.
Investitionsquote: 80,7 % incl. Agio
Liquiditätsreserve: EUR 10.000
Expertisepartner: UTV AG, Baden-Baden, zuständig für Fernüberwachung
Projektumsetzung vor Ort: jeweils lokal etablierte Bauträger
Plazierungsgarant: nein
Mittelfreigabekontrolle: Treuhand GmbH Franken Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Erlangen, rein formal
Alleinstellungsmerkmale: Investition in die weltweite Projektierung industrieller Kompostieranlagen. Einfache und bewährte Technik. Partner sind etablierte Technologieführer.
Bewertung: 2+ (Notenskala)
Investmentanalyse vom 16.05.2014
Astoria Organic Matters 2
Internationale Projektfinanzierungen, gepaart mit einer kurzen Projektlaufzeit, einem sehr positiven Marktumfeld und einem erfahrenen und etablierten Partner. Dem gegenüber stehen ein nachrangiges Darlehen und eine adäquate Verzinsung.
Der Initiator
Die Astoria Invest AG, Walldorf, gegründet 2012, offeriert nach einem ersten Fonds aus dem Jahr 2013 eine Namensschuldverschreibung mit der gleichen Investitionsausrichtung.
Die Geschäftsführerin Camilla Dumbeck ist Juristin und kann eine vielseitige internationale Arbeitshistorie in verantwortlichen Positionen vorweisen. Der Erstlingsfonds aus dem Jahr 2013 läuft nach Aussage von Astoria laut Plan: Das Zielinvestment, eine Anlage zur industriellen Kompostierung organischer Abfälle in Ontario/Kanada, soll 2014 in Betrieb genommen werden. Das notwendige Fachwissen für die technischen Komponenten der Zielinvestments wird von externer Seite eingebracht. Die Anbieterin macht sich mit dem vorliegenden Angebot elegant eine Lücke in der behördlichen Regulierungswut der EU (Stichwort AIFM-Richtlinie) zunutze. Durch die Wahl einer Namensschuldverschreibung lassen sich immense Kosten auf Anbieter- und Angebotsebene einsparen. Andererseits hat das vorliegende Angebot einen langwierigen BaFin-Zulassungsprozeß durchlaufen und ist IDW-S4-konform. Auch das Einbinden eines Mittelverwendungskontrolleurs wäre bei der Wahl der Angebotsstruktur nicht vorgeschrieben, stellt für den Anleger aber eine zusätzliche Sicherheit dar. Mit Jens Behre als Vertriebsleiter zeichnet ein etablierter Branchenkenner für den Vertrieb verantwortlich, so daß das Angebot in einem Marktumfeld, in welchem interessante Angebote aktuell Mangelware sind, gut plazierbar sein sollte.
Auf Fragen im Rahmen der Analyse reagierte der Anbieter umgehend und ausführlich.
Schwächen – Anbieterin kann noch keine Leistungsbilanz vorlegen.
Stärken – Für die Emission werden sämtliche relevanten Aspekte durch etablierte Marktteilnehmer abgedeckt.
Der Markt / Die Technik
Der Technologieträger hat während der letzten 25 Jahre über 60 Anlagen in 15 Ländern errichtet. Die einzigartige Kompostierweise stellt ein optimales Herangehen, unabhängig vom Klimaraum, dar. Die notwendigen 70 °C (Heißrotte) bei rund 60 % Luftfeuchtigkeit unter kontrollierter Druckbelüftung für das perfekte Arbeiten der Mikroorganismen während des Verrottungsprozesses werden bei jeder beliebigen Außentemperatur erreicht, vom kanadischen Winter bis zum heißen Sommer in Australien. Ein einsatzfähiger Kompost kann so innerhalb von 8 Wochen erzeugt werden. Die einzelnen Mieten werden aktuell auf drei Seiten stets mit einer niedrigen Außenmauer errichtet. Dank der Umlaufmauer kann die Folie bei Frost nicht am Boden anfrieren. Die Haltedauer der Spezialfolie von Gore (hierzulande bekannt als Hersteller des Materials Gore-Tex) liegt erfahrungsgemäß bei rund 7 Jahren.
Der internationale Markt für Kompost ist riesig, dabei landestypisch sehr unterschiedlich: Im industriellen Bereich ist eine Kompostausbringung meist noch nicht üblich, dabei liegen die Vorteile auf der Hand. Durch die extreme (Über)-Düngung der Felder wird die Ackerkrume ausgereizt, in der Regel ohne regenerative Pause, die bei der historischen 3-Felder-Wirtschaft üblich war. Einer der Hauptvorteile von Kompost liegt vor allem in der Wasserspeicherfähigkeit. Neben der Nachfrage ist auch die notwendige Versorgung mit dem Rohmaterial wichtig. Jeder Staat löst die (zunehmenden) Probleme der organischen Abfallhaufen auf unterschiedliche Weise: Die Möglichkeiten reichen hier von Biogasanlagen über Müllverbrennung bis zu klassischen Müllhalden. Tatsächlich ist die Einbringung von organischem Abfall in den Kompostkreislauf einer der günstigsten Ansätze. Wichtig vor Projektbeginn sind in jedem Fall eine gute Kenntnis des lokalen Marktes, sowie abgeschlossene Verträge für die Materialzulieferung und -abnahme. Bautechnisch sind die Anlagen vergleichsweise simpel, so daß nach Erfahrung der Anbieter kaum genehmigungsrechtliche Widerstände zu erwarten sind.
Stärken – Simples Produkt, das über einen optimierten Kreislauf hergestellt wird.
Die Partner
Technologieträger für die Kompostanlagen sind die UTV AG, Baden-Baden, und W. L. Gore & Associates. Franz Vogel, einer der beiden UTV-Vorstände, gilt international als „Kompost-Papst“, die Expertise des Unternehmens wird weltweit nachgefragt. Für die Fondsgesellschaft verantwortet UTV die Technologie und die laufende Betreuung der Anlagen per Ferndiagnose. Dabei wird neben der Qualität des Mikroklimas per Sonde auch die Zusammenstellung der Rotte überwacht. Die UTV hat neben dem Ablauf des Rottungsprozesses vor allem auch die Technik der Folienführung per Wickelgeräte entwickelt. Dabei kommen patentierte Lenksensoren zum Einsatz, die einen vollautomatischen Arbeitsablauf gewährleisten.
Die Folien kommen von einem der größten Privatunternehmen der USA, W. L. Gore & Associates, werden aber in Deutschland hergestellt. Die Folientechnik wurde nach den Bedürfnissen der UTV entwickelt, daher kann die Fondsgesellschaft über die UTV AG auf einen wichtigen und quasi exklusiven Technologievorsprung zugreifen.
Generalunternehmer (GU) für die einzelnen geplanten Standorte stehen noch nicht fest. Da die bautechnische Ausführung aber vergleichsweise einfach ist, sollte es nicht weiter schwierig sein, für jeden Standort einen geeigneten GU unter Vertrag zu nehmen. Die Ausführung vor Ort wird zusätzlich bei jedem Projekt durch einen lokalen Bauingenieur als Vertretung der Fondsgesellschaft überwacht werden. Zudem beschäftigt Astoria einen hauseigenen Ingenieur mit langjähriger Erfahrung in der Technologie.
Stärken – Sehr erfahrene Fachpartner, die einen exklusiven Zugang zu weltweit erprobter Technik ermöglichen.
Das Konzept
Das Anlegerkapital wird als nachrangiges Darlehen in Form einer Namensschuldverschreibung mittelbar an Projektgesellschaften ausgegeben. Diese entwickeln international – aktuell in Kanada, Australien und Großbritannien – Kompostieranlagen und veräußern diese nach rund 1 Jahr. Die Emittentin wird sich im Rahmen der Darlehensvergabe an die Projektgesellschaften Forderungen der Astoria Private Equity GmbH gegen diese abtreten lassen. Verträge vor Ort mit künftigen Lieferanten oder Abnehmern sind noch nicht geschlossen. Ebenso existieren keine Verträge mit lokalen Bauträgern oder liegen etwaig notwendige Genehmigungen vor. Dies wäre im aktuellen Projektstadium auch nicht möglich, da die einzelnen Projekte auf Grund der reinen Eigenkapitalstruktur erst nach Kapitaleinwerbung aktiviert werden können. Unter dem Strich liegen damit alle klassischen Risiken einer Projektentwicklung vor, bis auf das Fremdkapitalrisiko. Da die Technik über Jahrzehnte erprobt ist, die einzelnen Anlagen einfach konstruiert sind und wenig Möglichkeit für Baumängel bieten, sind die Erstellungsrisiken überschaubar. Der Markt ist grundsätzlich positiv, eine Marktstudie vor einer Projektvergabe ist jeweils Voraussetzung. Nach der Projektierung sollen die einzelnen Anlagen veräußert werden, können aber ebenso von der Astoria Organic Matters 2 GmbH & Co. KG betrieben werden.
Der Anleger soll eine Verzinsung von 8 % p. a. erhalten. Die Verzinsung der Nachrangdarlehen an die Projektgesellschaften soll nach Prognosen bei 13,75 % p. a. liegen. Eine wünschenswerte Beteiligung der Anleger am Übergewinn ist aufgrund der neuen AIFM-Richtlinie nicht möglich.
Die Investitionsquote liegt mit 80,7 % (incl. Agio) für Projektentwicklungen im Bereich des Üblichen. Die Weichkosten (incl. Agio) liegen bei 19,3 %.
Stärken – Simple und erprobte Anlagentechnik. Sehr attraktives Marktumfeld. Sehr erfahrene Partner mit einem internationalen Renommee. Portefeuille aus mehreren geplanten Anlagen erhöht die Gesamtsicherheit. Kurze Laufzeit mit Verlängerungsoption seitens der Anleger.
Die Zielgruppe
Anleger investieren ihr Kapital mittelbar in ein Portefeuille aus Projektentwicklungen. Die üblichen Bau- und Entwicklungsrisiken sind auf Grund der einfachen Technik gemindert, aber dennoch vorhanden. Die kurze geplante Laufzeit der einzelnen Projekte erhöht die Planbarkeit des gesamten Anlageportefeuilles. Anleger müssen sich bewußt sein, daß ihr Kapital als nachrangiges Darlehen am Ende einer eventuellen Ausfallkette im Rahmen einer Insolvenz steht. Auf der Haben-Seite stehen eine etablierte Technik, ein sehr positives Marktumfeld, kurze Laufzeiten der Einzelprojekte, eine formale Überwachung durch einen Mittelverwendungskontrolleur und eine adäquate Risikoprämie.
Summa summarum
halte ich das Angebot „Organic Matters 2“ des Initiators Astoria Invest, Walldorf, für einwandfrei. Das Gesamtkonzept ist schlüssig und durchdacht. Positiv sind die simple Technik, gepaart mit einem überzeugenden Marktumfeld und etablierten Partnern. Das dank des Projektentwicklungscharacters höhere Risiko wird mit einer adäquaten Risikoprämie entlohnt. Meiner Meinung nach hat das Angebot eine Bewertung mit „einwandfrei“ (2+) verdient.
[1] Diese und alle weiteren Quellenangaben finden Sie auf www.werteanalysen.de. Geben Sie dazu im Suchfeld #22 ein.